"flätt-hüntsch-sauft" als Hörbuch
von Josias Clavadetscher für 'Der Bote der
Urschweiz', 29. Oktober 2009
Wer in Muotathals Geschichte oder Lokalkultur stöbert, der
kommt nicht an Kaplan Alois Gwerder vorbei. Jetzt hat er seine immense Sammel-
und Forschertätigkeit mit einem Hörbuch "flätt-hüntsch-sauft" über die
Muotathaler Mundart ergänzt.
In akribischer Feldforschung und Feinarbeit hat er in fünf Bänden die
Liegenschaftsgeschichte der Gemeinden Muotathal und Illgau behandelt. Eine
unglaublich wertvolle Arbeit, deren Bedeutung von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wächst.
Vielseitiger Kaplan
Weiter hat Alois Gwerder drei heimatkundliche Werke in
lebendig-faszinierendem Stil geschrieben, an einem Fotoband mitgewirkt,
zahlreiche kleinere Publikationen und Schriften verfasst und schliesslich ein
Mundart-Wörterbuch zum Muotathaler Dialekt verfasst. Es ist ein
populärwissenschaftlich gehaltenes Buch, in welchem sich die Sammeltätigkeit von
mehr als 50 Jahren niedergeschlagen hat. In diesem Band hat der heute 84-Jährige
die Sprachkultur des Thals erfasst, katalogisiert, erklärt und soweit als
möglich auf Quellen, Bedeutung und verwandte Begriffe hingewiesen. Aber
geschriebene Sprache, auch wenn phonetisch erklärt, ist eben doch nicht Sprache.
Lang gehegter Wunsch erfüllt
Darum hat sich jetzt Gwerder einen lang gehegten Wunsch erfüllt: Er hat
unter dem identischenTitel «flätt-hüntsch-sauft» ein Mundart-Hörbuch
veröffentlicht. Gemäss Booklet schliesse er damit sein Lebenswerk ab. Auf diesen
zwei Hörbuch-CDs stellt Alois Gwerder selber in 29 Beiträgen eine Fülle von
speziellen, interessanten, farbigen Mundart-Wörtern vor. Gwerder, mit markantem
und heimeligem Dialekt, erklärt die Wörter, stellt sie in den Zusammenhang und
lässt auch immer wieder den typischen Muotathaler Witz durchblitzen. Gwerder
nimmt auch keine Rücksicht, wenn es um derbe Ausdrücke geht. Faszinierend ist,
wie seine Aufzählung fast zu einer Geschichte wird.
Sieht über Region hinaus
Und sehr erfreulich und wertvoll ist, wie Gwerder einerseits über den Rand
seines Sprachgebiets hinaussieht, Verbindungen zum Dialekt in anderen
Landesteilen, zur Hochsprache und zur Literatur herstellt, oder umgekehrt auch
zum Alltag. Und besonders wertvoll ist, wie er all den Wörtern Leben einhaucht,
Vorschläge macht und mit Engagement dagegen kämpft, dass die überkommenen Wörter
unter dem Einfluss von Massenmedien und vermeintlicher Modernität verschwinden
oder mindestens bedroht sind. Ergänzt werden diese Schilderungen von A bis Z am
Schluss auch durch eine Wörter-Reihe, Sprüche und Witze. Und dazwischen sind
alte Tänzchen von Walter Schelbert (1911– 1998) zu hören. Es sind Solo-Vorträge
ohne jede Begleitung, aber dafür mit sehr viel Empathie.
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